Unser hauseigenes Labor für molekulare Allergiediagnostik

Modernste Technologie für Ihre Behandlung

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Hautarztpraxis am Hohenzollernring


Labor für molekulare Allergiediagnostik


Hohenzollernring 59

49147 Münster

Tel 0251 . 30254

Fax 0251 . 30256


labor@hautarztpraxis-muenster.de

 

Modernste Diagnostik für unsere Patient*innen

In unserer Hausarztpraxis am Hohenzollernring verfügen wir über ein eigenes Labor für molekulare Allergiediagnostik, um unsere Patient*innen bestmöglich therapeutisch unterstützen zu können. Denn durch Bestimmung der Spezies-spezifischen Allergenkomponenten kann eine unspezifische Mitreaktion von einer echten Sensibilisierung unterschieden werden. Auch Doppelsensibilisierungen oder Kreuzreaktionen können mit Hilfe bestimmter molekularer Allergenkomponenten erkannt werden.


So bildet eine genaue und differenzierte Diagnostik einen entscheidenden Mehrwert für die Patient*innen bei der Auswahl der passenden, individuell abgestimmten Therapie. 

 

Unser Service für Hausärzte und Fachärzte

Unsere ausgewiesene Kompetenz im Bereich der molekularen Allergiediagnostik lassen wir nicht nur unseren Patient*innen zugute kommen. Auch für niedergelassene Haus- und Fachärzte bieten wir die Diagnostik-Kompetenz unseres Labors an.


Wenn auch Sie Ihren Patient*innen diese feine und präzise Allergiediagnostik zugute lassen wollen, nehmen Sie gerne Kontakt zu uns auf. Wir sind für Sie da!

 

Warum molekulare Allergiediagnostik?

Die molekulare Allergiediagnostik bezeichnet moderne und komplexe Labormethoden, die für die Erkennung von Allergien neue Möglichkeiten bieten und zunehmend an Bedeutung gewinnen. 

Bisher wurden bei Allergieverdacht bestimmte Antikörper der Klasse E (Immunglobulin E, abgekürzt IgE) im Blutserum gegen Allergenextrakte gemessen: z.B. IgE gegen den Gesamtextrakt aus Birkenpollen, einer wichtigen Allergenquelle für viele Baumpollen-Allergiker.


Die sogenannte molekulare Allergiediagnostik, auch bezeichnet als Komponenten-basierte Diagnostik, stellt eine Weiterentwicklung dar: Hier werden IgE-Antikörper gegen einzelne Allergenmoleküle, sogenannte Allergenkomponenten, bestimmt. Diese Diagnostik ist wesentlich empfindlicher und kann bei speziellen Fragestellungen deutlich mehr leisten als herkömmliche Testverfahren. Die Zahl bekannter und kommerziell verfügbarer Allergenmoleküle zur Bestimmung spezifischer IgE-Antikörper hat in den letzten Jahren deutlich zugenommen.

 

Molekulare Allergiediagnostik - keine Zukunftsmusik mehr

In den letzten Jahren hat sich ergänzend die molekulare Allergiediagnostik (Komponenten-basierte IgE-Allergiediagnostik) entwickelt. Dabei werden ebenfalls spezifische IgE-Antikörper im Serum bestimmt, hier aber nicht gegen die bisher im RAST immer verwendeten Gesamtextrakte (Extrakt-basierte Allergiediagnostik), sondern gegen einzelne rekombinant hergestellte Allergenfragmente der Nahrungsmittel. Gerade die Nahrungsmittelallergiediagnostik wird durch die Komponenten-basierte IgE-Allergiediagnostik bei folgenden Fragestellungen ergänzt:

  • Pollen-assoziierte Nahrungsmittelallergien
  • Verdacht auf Fleischallergie
  • Sensitiver Nachweis einer Krustazeenallergie
  • Weizen-abhängige anstrengungsinduzierte Anaphylaxie (WDEIA)

  • Risikoabschätzung bei Kuhmilchallergie
 

Molekulare Allergiediagnostik sinnvoll einsetzen

Durch Bestimmung der Spezies-spezifischen Allergenkomponenten kann eine unspezifische Mitreaktion von einer echten Sensibilisierung unterschieden werden. Auch Doppelsensibilisierungen oder Kreuzreaktionen können mit Hilfe bestimmter molekularer Allergenkomponenten erkannt werden.

 

Was sind Allergenkomponenten?


Jedes Protein-Allergen stammt aus einer so genannten Allergenquelle oder einem Allergenträger – einem Organismus, der Eiweißmoleküle (Proteine) produziert und an die Umwelt abgibt. Während man in der Allergologie ursprünglich den Begriff „Allergen“ gleichbedeutend verwendet hat mit der Allergenquelle (zum Beispiel Baumpollen, Hausstaubmilbe, Erdnuss), beschäftigt man sich in den letzten Jahren zunehmend mit einzelnen Molekülen. Zumeist handelt es sich dabei um Proteine. Diese molekularen Einzelbestandteile von Allergenquellen bezeichnet man als Allergenkomponenten oder Einzelallergene. Allergenkomponenten werden aufgrund (bio-)chemisch struktureller Ähnlichkeiten in Proteinfamilien zusammengefasst. 

Die Namen für Allergenkomponenten beruhen auf internationalen Vereinbarungen. Sie werden in der Regel abgeleitet von den ersten drei Buchstaben des lateinischen oder altgriechischen Gattungsnamens der Allergenquelle, gefolgt vom ersten Buchstaben des Artnamens und einer Zahl, die die Reihenfolge der Entdeckung berücksichtigt (Beispiel: Bet v 1 für das zuerst entdeckte Hauptallergen von Birkenpollen).

Als Hauptallergen (Leit- oder Major-Allergen) bezeichnet man Allergenkomponenten, auf die mindestens die Hälfte der Menschen mit gleicher Allergie durch Bindung an IgE reagiert.

Hier einige Beispiele für Allergenquellen und zugehörige Haupt-Allergenkomponenten:


AllergenHaupt-Allergenkomponenten
("Major-Allergene")Herkunft der KomponentenbezeichnungBirkenpollenBet v 1von lateinisch Betula (Birke)HausstaubmilbenDer p 1, Der p 2

von altgriechisch Dermatophagoides (Hausstaubmilben)

KatzenallergenFel d 1von lateinisch Felis domesticus (Katze)ErdnussAra h 1, Ara h 2, Ara h 3von altgriechisch Arachis hypogaea (Erdnuss)

Allergenkomponenten können aus dem Gesamtextrakt einer Allergenquelle oder biotechnologisch (rekombinant) gewonnen werden. Natürliche (native) Einzelallergene werden aus der Allergenquelle aufgereinigt. Vor dem Namen steht zumeist ein kleines „n“ (für natürlich), zum Beispiel nBet v 1 für das Birken-Hauptallergen. Rekombinante Allergenkomponenten werden mithilfe von gentechnisch veränderten Mikroorganismen (Bakterien, Hefen oder Pflanzen) hergestellt. Sie sind durch ein vorangestelltes kleines „r“ (für rekombinant) gekennzeichnet, zum Beispiel rBet v 1.

Allergenkomponenten kommen in unterschiedlichen Mengen in Allergenquellen vor und weisen unterschiedliche biochemische Eigenschaften auf. Hinsichtlich ihrer Fähigkeit, allergische Reaktionen auszulösen, lassen sich spezifische von kreuzreaktiven Komponenten unterscheiden. Spezifische Allergenkomponenten sind überwiegend (nur) in der für sie charakteristischen Allergenquelle enthalten und kommen allenfalls in begrenztem Ausmaß auch in anderen biologisch verwandten Allergenquellen (beispielsweise verwandten Pflanzenarten) vor. Eine Sensibilisierung gegen eine solche spezifische Komponente weist auf eine primäre Sensibilisierung hin. Diese ist zumeist bedeutsamer als Auslöser allergischer Reaktionen als eine Sensibilisierung, die auf Kreuzreaktionen beruht. Demgegenüber sind kreuzreaktive Allergenkomponenten in einer Vielzahl von Allergenquellen weit verbreitet und weisen große Ähnlichkeiten hinsichtlich ihrer biochemischen Strukturen und Eigenschaften auf. Dadurch können sie Kreuzreaktionen auslösen.

 

Wie funktioniert die molekulare Allergiediagnostik?

Bei der molekularen Allergiediagnostik untersucht man spezifische IgE-Antikörper gegenüber einzelnen Allergenkomponenten im Blut der Testperson. Damit lässt sich sehr viel genauer feststellen, gegen welche Einzelallergene/Allergenkomponenten jemand sensibilisiert ist. Die molekulare Testung ist somit deutlich genauer und empfindlicher.

Wie bei der IgE-Diagnostik mit Allergenextrakten gilt auch für die molekulare Allergiediagnostik: Ein positiver Nachweis von allergenspezifischem IgE zeigt zwar eine Sensibilisierung (das heißt erhöhte Allergiebereitschaft) an. Diese ist jedoch nicht zwangsläufig mit (bestimmten) Symptomen einer Allergie verbunden. Somit ist ein positives Testergebnis nur bei entsprechenden Symptomen praktisch von Bedeutung. Um die Testergebnisse richtig interpretieren zu können, muss die Ärztin/der Arzt daher sowohl die Vorgeschichte als auch die Symptome der Testperson kennen.

 

Ziele und Vorteile der molekularen Allergiediagnostik

Die meisten Menschen mit Allergien zeigen positive Testergebnisse bei mehreren Allergenen. Zudem fallen die Ergebnisse aus herkömmlichen Allergietests manchmal nicht eindeutig aus oder stimmen nicht mit anderen Befunden und/oder den persönlichen Erfahrungen der Betroffenen überein. Daher ist es oft schwierig, den wahren Auslöser für eine allergische Reaktion herauszufinden. Hier kann die molekulare Diagnostik oft helfen.

Bei unklaren oder nicht übereinstimmenden Ergebnissen der herkömmlichen Allergietests kann die molekulare Allergiediagnostik dem Arzt oder der Ärztin beispielsweise Hinweise geben, ob ein Provokationstest sinnvoll ist und mit welchen Allergenen dieser gegebenenfalls durchgeführt werden sollte. Dadurch lässt sich die Zahl notwendiger Provokationstestungen auf ein Minimum reduzieren. Dies ist bedeutsam, denn Provokationstests lassen sich aufgrund des Aufwands nur mit wenigen Allergenen durchführen und können für die Testperson unangenehm und mit potenziellen Risiken verbunden sein. 

Darüber hinaus kann die molekulare Allergiediagnostik aber auch helfen, Betroffenen bessere Empfehlungen zu geben für die Allergenvermeidung oder die optimale Therapie.

Die molekulare Allergiediagnostik kann insbesondere bei drei wichtigen Fragestellungen hilfreich sein:

  • Sie erlaubt es, eine „echte“ Sensibilisierung beziehungsweise Allergie von einer Kreuzreaktion zu unterscheiden. 
  • In manchen Fällen lässt sich dadurch das Risiko für eine schwere allergische Reaktion (Anaphylaxie) besser beurteilen und vom Risiko für nur leichte Reaktionen abgrenzen. Dadurch kann man den Betroffenen unnötige Ängste ersparen. Zudem lassen sich aufwändige und riskante Provokationstests auf ein Minimum reduzieren.
  • Eine exaktere Bestimmung auslösender Einzelallergene ermöglicht es, die Behandlung zu optimieren und die Erfolgsaussichten einer spezifischen Immuntherapie besser einzuschätzen.
 

Unterscheidung von „echten Allergien“ und Kreuzreaktionen

Ein wichtiges Ziel der molekularen Allergiediagnostik ist es, zwischen einer primären, spezifischen Sensibilisierung auf ein bestimmtes Hauptallergen einerseits und der Sensibilisierung auf kreuzreagierende Allergenmoleküle andererseits zu unterscheiden. Dies ist vor allem bei Nahrungsmittelallergien von Bedeutung. Diese können auf einer sogenannten primären Allergie beruhen, das heißt einer allergischen Reaktion gegen ein spezifisches Eiweißmolekül in einem bestimmten Nahrungsmittel. Oft handelt es sich aber um eine sogenannte Kreuzreaktion zwischen ähnlich aufgebauten Eiweißmolekülen von Inhalationsallergenen, zumeist Pollen, und Eiweißmolekülen in (verschiedenen) Nahrungsmitteln (Pollen-assoziierte Nahrungsmittelallergene).  Dann erkennt das Immunsystem sowohl das Pollenallergen als auch das Nahrungsmittelallergen und reagiert auf beide mit Symptomen einer Allergie.

Ein Beispiel für eine häufige Kreuzallergie ist die Birkenpollen-assoziierte Nahrungsmittel-Allergie, die bei vielen Birkenpollenallergikern auftritt. Ein Großteil von ihnen weist spezifische IgE-Antikörper gegen das Hauptallergen (Major-Allergen) Bet v 1 der Birke auf. Dieses wiederum hat eine ähnliche Struktur wie andere Proteine, die in vielen Nahrungsmitteln vorkommen, etwa Apfel, Soja oder Erdnuss. Deshalb reagieren die gegen Bet v 1 gerichteten IgE-Antikörper von Betroffenen „über Kreuz“ mit den entsprechenden Proteinen wie sie beispielsweise in Apfel (Mal d 1), Soja (Gly m 4) oder Erdnuss (Ara h 8) enthalten sind. In der molekularen Allergiediagnostik stehen dem Major-Allergen zugehörige (homologe) Bet v 1-Allergenkomponenten aus verschiedenen Nahrungsmitteln zum Testen zur Verfügung (zum Beispiel Apfel: rMal d 1; Haselnuss: rCor a 1; Erdnuss: rAra h 8 oder Soja: rGly m 4). Damit lässt sich für Birkenpollen-Allergiker individuell ermitteln, welche Allergenkomponente die auf einer Kreuzallergie beruhende Reaktionsbereitschaft hervorruft.

Andererseits weisen etwa Menschen mit Erdnussallergie häufig eine Sensibilisierung auf Allergenkomponenten auf, die sowohl in der Erdnuss als auch in Birkenpollen vorkommen. Verträgt jemand keine Erdnüsse, bleibt bei der herkömmlichen Allergietestung unklar, ob es sich um eine primäre Nahrungsmittelallergie handelt, bei der unter Umständen mit schwereren Reaktionen zu rechnen ist, oder um eine Pollen-assoziierte Nahrungsmittelallergie, bei der zumeist eher harmlose, örtlich (lokal) begrenzte Reaktionen im Bereich des Mund- und Rachenraumes auftreten. Mit herkömmlichen Verfahren kann dann nur ein oraler Provokationstest klären, wie schwer die Symptome tatsächlich sein können – beginnend mit einer minimalen Allergendosis. Mithilfe der molekularen Diagnostik lässt sich die Symptomatik einer allergischen Reaktion in solchen Fällen zumeist (besser) vorhersagen.

 

Einschätzung des Anaphylaxie-Risikos

Insbesondere zur Abklärung einer Anaphylaxie, also einer schweren, mitunter lebensbedrohlichen allergischen Reaktion, bei Nahrungsmittelallergie kann die molekulare Allergiediagnostik hilfreich sein. So lässt sich etwa das Risiko für eine anaphylaktische Reaktion besser abschätzen und von dem für eine – weniger bedrohliche – Kreuzreaktion unterscheiden, die sich in der Regel nur örtlich im Bereich von Mund und Rachen bemerkbar macht. 

Ist beispielsweise das spezifische IgE auf Erdnuss-Gesamtextrakt erhöht (positiv), kann die zusätzliche Bestimmung der Allergenkomponenten weiteren Aufschluss geben: Fällt lediglich der Test auf die Komponente Ara h 8 positiv aus, spricht dies für eine Pollen-assoziierte Nahrungsmittelallergie mit zwar unangenehmen, jedoch nicht lebensbedrohlichen Symptomen. Zeigt sich hingegen eine positive Reaktion auf die Allergenkomponenten Ara h 1, Ara h 2 oder Ara h 3 oder das sogenannte Lipid-Transfer-Protein (LPT), ist das Risiko für eine Anaphylaxie erhöht.

Auch bei Insektengiftallergien kann die molekulare Diagnostik dazu beitragen, Kreuzallergien zwischen Bienen- und Wespengift abzuklären.

 


Molekulare Allergiediagnostik: Was sind die Vorteile? Bildquelle: P. Zieglmayer

Molekulare Allergiediagnostik (mein-allergie-portal.com)Molekulare Allergiediagnostik: Was sind die Vorteile?

Ein wesentlicher Vorteil der molekularen Allergiediagnostik ist, dass sie Sensibilisierungen genauer bestimmen kann als die traditionelle Allergiediagnostik. Aber welche Allergiker brauchen diese differenziertere Diagnose? Und: Welche Vorteile haben die Patienten durch diese relativ neue diagnostische Methode gegenüber den klassischen Allergietests? Was leistet die molekulare Allergiediagnostik und was nützt sie bei der Therapie? Diese Fragen beantwortet PD Dr. med. Petra Zieglmayer, Allergologin, Arbeitsmedizinerin und Fachärztin für Hals-Nasen-Ohren Heilkunde in Wien und Dozentin an der Karl Landsteiner Privatuniversität für Gesundheitswissenschaften in Krems für MeinAllergiePortal.

Dieser Beitrag wurde medizinisch geprüft →

Autor: Sabine Jossé M.A.

Interviewpartner: Dr. Petra Zieglmayer

Frau Dr. Zieglmayer, was ist der Unterschied zwischen der molekularen Allergiediagnostik und den „normalen“ Allergietests?

Der grundsätzliche, wichtige Unterschied zwischen der klassischen Allergiediagnostik und der molekularen Allergiediagnostik sieht so aus:

Bei der klassischen Allergiediagnostik wird der Allergietest mit einem Allergenextrakt durchgeführt, der eine Mischung aus natürlichen Allergenen in der Zusammensetzung des natürlichen Allergieauslösersenthält.

Bei der molekularen Allergiediagnostik besteht der Allergie-Testextrakt meistens aus rekombinant hergestellten Allergenkomponenten, also Molekülen. Diese werden künstlich mit Hilfe von gentechnisch veränderten Mikroorganismen oder in Zellkulturen hergestellt.

Was genau ist die molekulare Allergiediagnostik?

Die molekulare Allergiediagnostik ist ein Verfahren, bei dem das Blut der Patienten auf Antikörper gegen bestimmte Allergene untersucht wird. Dazu dienen die genannten meistens rekombinant hergestellten Allergenkomponenten. Rekombinante Allergene sind im Labor hergestellte Einzelallergene, also Teile von Allergengemischen, und bei der Diagnostik wird also die Sensibilisierung auf eine einzelne Allergenkomponente, aber nicht auf den gesamten Allergieauslöser untersucht. Man spricht deshalb auch von „Komponentendiagnostik“.

Bei welchen Allergikern ist die molekulare Allergiediagnostik sinnvoll?

Allergiker profitieren insbesondere dann von der molekularen Allergiediagnostik, wenn die klassischen Methoden der Allergietests an ihre Grenzen stoßen. Einen Vorteil bietet die molekulare Allergiediagnostik vor allem dann, wenn es darum geht, den Allergenextrakt für die Hyposensibilisierung bzw. Desensibilisierung passgenau für den Patienten auszuwählen oder das Risiko einer Nahrungsmittelallergie abzuschätzen. Dies dient dazu, den bestmöglichen Therapieerfolg zu erzielen.

Woraus bestehen die klassischen Allergenextrakte und wie werden sie hergestellt?

Bei der Diagnostik und Therapie von Inhalationsallergien, Nahrungsmittelallergien und Insektengiftallergien arbeitet man zunächst mit standardisierten Allergenextrakten. Diese Allergenextrakte werden in standardisierten Verfahren immer aus einer natürlichen Allergenquelle wie Pollen, Nahrungsmittel oder Insektengift extrahiert. Danach werden sie aufgereinigt und in eine für die Diagnostik und Therapie nutzbare Form gebracht. Ziel ist es, eine flüssige Lösung zu gewinnen, in der alle relevanten Allergenkomponenten enthalten sind. Diese Allergenextrakte werden zur Standarddiagnostik von Sensibilisierungen eingesetzt. Das bedeutet, man benutzt sie sowohl für den Allergie- Hauttest als auch für den Allergie- Bluttest. Die Allergenextrakte setzt man dann in modifizierter Form auch für die Desensibilisierungstherapie ein. Allerdings sind die so hergestellten Allergenextrakte immer eine Mischung aus den im Allergieauslöser enthaltenen Allergenen und können in ihrer mengenmäßigen Zusammensetzung entsprechend dem Ausgangsmaterial variabel sein.

Was ist in aus natürlichen Allergenquellen hergestellten Allergenextrakten enthalten?

Extrakte aus natürlichen Allergenquellen enthalten neben den Allergenkomponenten auch nicht-allergene Determinanten. Das heißt, auch Proteine, Fette, Farbstoffe, Phenole oder Kohlenhydrate können in natürlich hergestellten Allergenextrakten enthalten sein. Wichtige, nicht wässrig extrahierbare Allergenkomponenten können fallweise fehlen bzw. im Fertigprodukt durch Alterungsprozesse degradiert, also abgebaut werden. Dadurch kann es zu einer Beeinträchtigung der Test- und Therapieergebnisse kommen. Im Gegensatz dazu enthalten rekombinant hergestellte Allergenextrakte ausschließlich die Moleküle des Einzelallergens in gleichbleibender Menge und Qualität. Das macht die Testergebnisse der molekularen Allergiediagnostik exakter und stellt einen klaren Vorteil für den Patienten dar, denn für die Diagnostik im Blut werden nun native, aus der Allergenquelle aufgereinigte, oder rekombinante, biotechnologisch hergestellte, Allergenkomponenten gleichbleibender Charakteristik eingesetzt.

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Warum ist die Unterscheidung zwischen klassischem Allergenextrakt und den bei der molekularen Allergiediagnostik verwendeten Allergenkomponenten so wichtig?

Die Unterscheidung ist wichtig, weil die einzelnen Allergenkomponenten entsprechend ihrer Aminosäurestruktur und biologischen Funktion unterschiedliche Auswirkungen für den Patienten haben können. Nicht alle Allergenkomponenten verursachen neben einer IgE-Sensibilisierung auch klinische Allergiesymptome. Deshalb ist es für einen Allergiker ausgesprochen wichtig zu wissen, gegen welche Komponenten eines Allergieauslösers er sensibilisiert ist. Zum Beispiel sind in Birkenpollen verschiedene Allergene enthalten, die einerseits für die Birke unterschiedliche biologische Funktionen erfüllen. Andererseits haben sie unterschiedliche klinische Bedeutung für den Patienten.

Wie unterscheidet sich die Wirkung der unterschiedlichen Birken-Allergene bei den Patienten?

Das Majorallergen, also das Hauptallergen aus der Birke, trägt die Allergenbezeichnung Bet v 1. Es ist in erster Linie verantwortlich für die Heuschnupfen-Symptomatik eines Birkenpollenallergikers. Zudem kann die Sensbilisierung auf dieses Allergen beim Patienten auch zu Beschwerden auf Pollen botanisch nah verwandter Bäume bzw. einer assoziierten Nahrungsmittelallergie führen. Das kommt daher, dass ähnlich strukturierte Proteine in verschiedenen nah verwandten Bäumen wie Hasel oder Erle bzw. in pflanzlichen Nahrungsmitteln, zum Beispiel im Apfel, ebenfalls enthalten sind. Das bedeutet, Bet v 1 ist beim Birkenpollenallergiker das relevante Allergen, das mit einer spezifischen Immuntherapie therapiert werden sollte. Neben dem Bet v 1 gibt es aber auch noch die kreuzreaktiven Minorallergene, die Nebenallergene. Dies sind Bet v 2, ein Profilin, und Bet v 4, ein Polcalcin. Man bezeichnet diese Allergene als Panallergene, weil sie in unterschiedlichsten Allergieauslösern, also quasi überall, vorkommen. Klinisch sind sie von untergeordneter Bedeutung.

Was versteht man unter einem Majorallergen und Minorallergen?

Als Majorallergen gilt ein Allergen oder eine Allergenkomponente, die bei mehr als 50 Prozent der betroffenen Allergiker eine IgE-Sensibilisierung auslöst.

Auf ein Minorallergen sind weniger als 50 Prozent der Allergiker sensibilisiert.

Welche Rolle spielen die Panallergene Bet v 2 und Bet v 4 für eine korrekte Diagnose einer Allergie auf Birkenpollen und wo ist das Problem?

Bet v 2, ein Profilin, und Bet v 4, ein Polcalcin, werden deshalb als Panallergene bezeichnet, weil sie in einer Vielzahl von unterschiedlichen pflanzlichen Allergenquellen vorkommen. Zu den Panallergenen gehört zum Beispiel das Profilin deshalb, weil es bei 20 Prozent unserer Patienten im klassischen Allergietest zu positiven Ergebnissen führt. Das bedeutet, dass es vom Immunsystem häufig erkannt wird. Man findet das Profilin in quasi jeder kerntragenden Zelle. Weiter gibt es das Panallergen Polcalcin, bei dem die Sensibilisierungsraten bei unseren Pollenallergikern bis zu 12 Prozent betragen. Das Polcalcin kommt nur in Pflanzen vor.

Das Problem ist: Wenn ein Pollenallergiker Antikörper auf diese Panallergene, auf Minorallergene, bildet, werden diese Panallergene „mitdiagnostiziert“, wenn die Diagnose mit den klassischen Allergenextrakten durchgeführt wird. Man erhält dann ein positives Testergebnis auf sehr viele verschiedene Allergieauslöser wie zum Beispiel Birke, Gräser, Kräuter etc.. Panallergene sind aber klinisch nicht bedeutsam. Sie verursachen die Heuschnupfen-Symptome nicht.

Bedeutet das, die Panallergene sorgen für ein falsch positives Ergebnis im Allergietest?

Ja, denn das Immunsystem des Patienten zeigt die Panallergene zwar an, aber verantwortlich für die Allergiesymptome sind sie nicht. Für den Arzt stellt sich dann das Problem zu beurteilen, welche der vielen positiven Ergebnisse die klinisch relevante Sensibilisierung widerspiegeln. Der Grund: Nur eine Hyposensibilisierung mit dem Allergieauslöser, der den allergischen Schupfen verursacht, wird erfolgreich sein. Vor allem bei komplexeren Fällen wird man mit der molekularen Allergiediagnostik differenziertere Ergebnisse erhalten. Genau diese Ergebnisse braucht man für die Planung einer erfolgversprechenden Desensibilisierung. Eingesetzt wird in der Regel initial jedoch nicht die molekulare Allergiediagnostik, sondern klassischerweise die einfacher zu interpretierende Standard-Extraktdiagnostik Ein weiteres Problem mit den Panallergenen ist, dass diese Allergene üblicherweise kreuzreaktiv sind. Das bedeutet in diesem Fall, die Birkenpollen Allergiker reagieren auch auf ähnliche Allergene aus anderen Quellen allergisch- man nennt das Kreuzallergie.

Welche Probleme ergeben sich für die Allergiediagnose durch die Kreuzreaktivität?

Ein allergischer Patient kann auf verschiedene Allergenkomponenten Antikörper bilden. Das bedeutet, das Immunsystem des Körpers erkennt die einzelnen Komponenten und kann diese auch voneinander unterscheiden. Bei allergenen Proteinen, die in einer ähnlichen Struktur auch in anderen Allergenquellen vorkommen, fällt dem Immunsystem die Unterscheidung manchmal schwer. Der Antikörper, der eigentlich auf das Bet v 1 der Birke gerichtet ist, kann dann auch auf ein homologes, sehr ähnlich strukturiertes Allergen aus einem Nahrungsmittel reagieren. Dann kommt es auch hier gegebenenfalls zu Allergiesymptomen. Bei der Birke ist dies der Grund für die sekundären Nahrungsmittelallergien. Gerade bei Birkenpollenallergikern treten diese mit einer Häufigkeit von 70 Prozent auf. Typischerweise können Birkenpollenallergiker deshalb auf Bet v 1- homologe Allergene in Nahrungsmitteln wie Äpfel, Birnen, Kirschen oder Pfirsiche eine Kreuzallergie entwickeln.

Gibt es nur bei der Birkenpollenallergie diese Kreuzallergien?

Ich habe diese Mechanismen zwar am Beispiel der Birke beschrieben, aber dieses Phänomen tritt nicht allein bei einer Allergie auf Birkenpollen auf. Auch bei vielen anderen Allergien wie Hausstaubmilben-, Gräserpollen- oder Kräuterpollen- Allergien wie der Beifuß-Allergie können Kreuzallergien auftreten. Das gilt auch für Insektengifte, denn da gibt es häufig strukturverwandte Allergene aus anderen Allergenquellen, die das Immunsystem des Patienten fälschlicherweise „erkennt“. All diese Allergene müssen aber nicht zwangsläufig für die klinische Symptomatik des Patienten verantwortlich sein. Deshalb ist es ausgesprochen wichtig, dass bei der Allergiediagnose das relevante Allergen exakt identifiziert wird. Das Allergen, das für die Primärsensibilisierung verantwortlich ist und die Symptome verursacht, muss dann auch für die Allergenimmuntherapie eingesetzt werden. Hier bietet die molekulare Allergiediagnostik einen wesentlichen Mehrwert.

Heißt das, die molekulare Allergiediagnostik sollte zum Einsatz kommen, wenn die traditionelle Standarddiagnostik multiple Allergien ausweist?

Nein, nicht zwangsläufig. In welchen Fällen der Arzt mit der molekularen Allergiediagnostik die einzelnen Allergenquellen testet, hängt von der Fragestellung ab. Geht es zum Beispiel um die Risikoabschätzung oder geht es um eine gezielte Immuntherapieplanung? Auch die Fachkenntnisse des Arztes und seine Erfahrung spielen eine Rolle. Die molekulare Allergiediagnostik sollte aber bereits dann zum Einsatz kommen, wenn die Anamnese darauf hinweist, dass mit der Extraktdiagnostik die zu klärenden Fragen nicht hinreichend beantwortet werden können.

Bei welchen Allergien braucht man zur präzisen Allergiediagnose die molekulare Allergiediagnostik?

Es gibt drei wesentliche Einsatzgebiete für die molekulare Allergiediagnostik:

1.    Die Inhalationsallergien

2.    Die Nahrungsmittelallergien

3.    Die Insektengiftallergien

In welchen konkreten Fällen braucht man die molekulare Allergiediagnostik bei der Diagnose von Inhalationsallergien?

Bei den Inhalationsallergien, etwa bei der Pollenallergie, schafft die molekulare Allergiediagnostik Klarheit, wenn multiple Sensibilisierungen gegen Extrakte vorliegen. Dann stellt sich die Frage nach der Differenzierung von symptomrelevanten und kreuzreaktiven Sensibilisierungen. Mit der molekularen Allergiediagnostik lassen sich Primärsensibilisierungen von den Kreuzallergien unterscheiden. Damit werden eine bessere Allergiediagnostik und die korrekte Auswahl des Therapieallergens für die spezifische Immuntherapie erst möglich. Weiter erleichtert die molekulare Allergiediagnostik bei den Inhalationsallergien die Auswahl des qualitativ passenden Therapieextraktes.

Wie entscheidend ist der richtige Therapieextrakt für den Erfolg der Allergie- Immuntherapie?

Eine Allergie- Immuntherapie ist nur dann erfolgreich, wenn sie die klinische Symptomatik des Patienten auf ein Minimum reduziert. Außerdem soll sie verhindern, dass sich sein Sensibilisierungsmuster verbreitert und es zu einer Etagenausweitung auf andere Organe kommt. Ausschlaggebend für diesen Erfolg ist die Allergen- Zusammensetzung des genutzten Immuntherapeutikums. Es muss genau die Allergene in ausreichender Menge enthalten, die beim Patienten die Allergie Symptome auslösen.

Eine erfolgreiche Hyposensibilisierung hilft also, weitere Allergien zu verhindern?

Eine frühe und zielgerichtete Hyposensibilisierungs- Therapie ist auch ein Mittel zur Prävention. Dabei spielt die molekulare Allergiediagnostik eine wesentliche Rolle. Insbesondere dann, wenn man mittels molekularer Allergiediagnostik die typischen Asthmaauslöser vorfindet, kann eine frühe Therapie die Weiterentwicklung der Allergie verhindern. Es gibt insbesondere bei den Tierhaarallergien, den Schimmelpilzallergien und der Hausstaubmilbenallergie einzelne Allergenkomponenten, die ganz klar mit Asthma assoziiert sind.

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Wann braucht man bei Nahrungsmittelallergien die molekulare Allergiediagnostik?

Die Nahrungsmittelallergien sind ein wesentliches Einsatzgebiet der molekularen Allergiediagnostik. Durch die molekulare Allergiediagnostik ist es möglich einzuschätzen, ob ein Anaphylaxie-Risiko für den Patienten besteht. Das zeigt sich anhand des Sensibilisierungsprofils. Zurück zum Beispiel Birke: Sehr häufig zeigen polysensibilisierte Patienten mit einer Sensibilisierung auf Birkenpollen in der Hauttestung auch eine Sensibilisierung auf Erdnüsse. „Polysensibilisiert“ bedeutet, dass der Allergietest auf viele Allergene positiv ausfällt. Oft berichten Mütter von Kindern, die auch Birkenpollen- allergisch sind, dass das Kind auf Erdnüsse mit einem Kribbeln im Mund reagiert. Dann stellt sich die Frage, ob es sich „nur“ um ein orales Allergiesyndrom handelt oder ob eine Anaphylaxie-Gefahr besteht.

Was wäre die Folge, wenn das Kind ein orales Allergiesyndrom hätte?

Ein orales Allergiesyndrom entsteht durch eine kreuzreaktive Sensibilisierung auf Nahrungsmittelallergene aufgrund der Inhalationsallergie zum Beispiel auf Birkenpollen. Eine kreuzreaktive Nahrungsmittel-Allergie auf zum Beispie Erdnüsse, assoziiert mit einer Birkenpollinose, geht normalerweise nicht mit einer Anaphylaxie einher, obwohl es auch hier Ausnahmen gibt. Bei einer Kreuzallergie reicht es in vielen Fällen schon, das betreffende Nahrungsmittel nicht roh, sondern gekocht oder in anderer Form denaturiert zu verzehren. Dann kommt es meist nicht zu oralen Allergiesymptomen.

Wann besteht dann die Gefahr einer Anaphylaxie?

Bei einer echten primären Nahrungsmittelallergie besteht das Risiko, dass es beim Verzehr, zum Beispiel von Erdnüssen, zu einem allergischen Schock kommt. In diesem Fall muss man Erdnüsse auch in Spuren strikt meiden. Das führt zu erheblichen Einschränkungen im Alltag, da Erdnüsse, aber auch viele andere Auslöser von Nahrungsmittelanaphylaxien, in unzähligen Fertigprodukten ,manchmal nur „in Spuren“, als enthalten angegeben werden. Die Meidung ist in der Praxis ausgesprochen schwierig und die Lebensqualität der Betroffenen erheblich vermindert. Die molekulare Allergiediagnostik ist hier die entscheidende Voraussetzung für die Risikoeinschätzung. Man kann auf typische Risikoallergene wie, zum Beispiel Ara h 2 aus der Erdnuss, testen. So kann man unnötige Karenzmaßnahmen vermeiden.

Was kann die molekulare Allergiediagnostik bei Insektengiftallergien leisten?

Bei den Insektengiftallergien dient die molekulare Allergiediagnostik dazu, den tatsächlichen Allergieauslöser korrekt zu identifizieren und von etwaigen Kreuzreaktivitäten zu unterscheiden. Kreuzreaktionen sind bei Insektengiftallergikern ein durchaus häufiges Problem. Bei über 50 Prozent der Patienten mit Insektengiftallergie findet man sowohl Sensibilisierungen auf den Bienengiftextrakt als auch auf den Wespengiftextrakt. Bei diesen Patienten stellen sich die folgenden Fragen:

1.    Hat der Patient eine Primärsensibilisierung gegen beide Gifte?

2.    Oder kommt die Doppelpositivität durch Kreuzreaktivität?

3.    Welches Therapieallergen muss bei der spezifischen Immuntherapie zum Einsatz kommen, damit die Behandlung erfolgreich ist?

Durch die Testung mit spezifischen Komponenten kann eine Primärsensibilisierung nachgewiesen und die geeignete Immuntherapie ausgewählt werden. Dagegen können mit kreuzreaktiven Komponenten vermeintliche Kreuzreaktion bei den Extrakttestungen erklärt werden.

Was würde passieren, wenn ein Allergiker bei der Immuntherapie nicht mit dem richtigen Allergen therapiert wird?

Wird das falsche Therapieallergen ausgewählt, wird die spezifische Immuntherapie nicht erfolgreich verlaufen. Wir wissen, dass es einzelne Allergene gibt, die in manchen Therapeutika nicht, oder nicht in ausreichender Menge, enthalten sind. Würde ein solches Therapeutikum bei einem Patienten zur Immuntherapie auf Insektengift eingesetzt und bliebe die Behandlung wirkungslos, hätte dies Konsequenzen. So könnte es trotz spezifischer Immuntherapie bei einem Insektenstich zu einem anaphylaktischen Schock kommen. Durch die molekulare Allergiediagnostik wird die Auswahl des richtigen Therapieallergens verbessert. Das erhöht die Erfolgschancen der Immuntherapie deutlich.

Zahlen die gesetzlichen Krankenkassen alle Allergietests, auch die molekulare Allergiediagnostik?

Der günstigste Allergietest ist der Haut- Prick-Test, der von den Krankenkassen problemlos übernommen wird. Ebenfalls übernommen werden, innerhalb eines definierten Rahmens, die Kosten für die klassischen IgE-Bluttests auf Allergien. Das gilt sowohl für die Extraktdiagnostik als auch für die molekulare Allergiediagnostik auf einzelne Allergenkomponenten. Wenn es jedoch nötig wird, mehr als die Höchstzahl der Allergene zu testen, die von den Kassen pro Patient in einem Quartal vorgesehen ist, wird es ohne private Krankenversicherung schwierig.

Was passiert, wenn der Patient mehr Allergietests benötigt, als in einem Quartal vorgesehen?

Dann müsste man bei diesen komplexen Fällen laut Vorgaben der Krankenkassen eine Allergenkomponente nach der anderen testen. Das kann man jedes Quartal machen, aber nur jeweils bis zur Höchstgrenze der Tests, die pro Quartal vorgesehen ist. Das bedeutet, es könnte Monate dauern, bis man einen Überblick gewonnen hat. Der Patient muss dann wieder und wieder in die Praxis kommen. Das ist nicht nur lästig für den Patienten, sondern zögert auch den Therapiestart unnötig hinaus. Hier kann die molekulare Allergiediagnostik Abhilfe schaffen. Damit kann man eine Vielzahl von Allergenen gleichzeitig testen. Das ist auch bei Kindern sehr interessant. Leider übernehmen derzeit nur die privaten Krankenkassen die Kosten.

Welche Vorteile bietet die molekulare Allergiediagnostik mittels Multiplex-Test gegenüber der klassischen Allergiediagnostik?

Man kann sagen, dass eine molekulare Allergiediagnostik mittels Multiplex-Test, mit dem bis zu 300 Einzelergebnisse mit einer Probe gewonnen werden können, immer dann gute Dienste leistet, wenn man „im Trüben fischt“, hier einige Beispiele:

Bei Patienten, bei denen die Suche nach dem auslösenden Allergen der Suche nach der Stecknadel im Heuhaufen gleicht, ist eine molekulare Allergiediagnostik sinnvoll. Hier kann man mit einem Multiplex-Test sehr viele Allergenkomponenten gleichzeitig testen, ohne dass sich der Patient immer wieder zu Einzeltests vorstellen muss.

Wenn beispielsweise es immer wieder zu anaphylaktischen Reaktionen kommt, ohne dass der Allergieauslöser gefunden wird, ist diese Artmolekularer Allergiediagnostik sinnvoll.

Ebenso lohnt sich ein Multiplex-Test bei Patienten mit schwerer Neurodermitis, bei denen Hauttests nicht möglich sind und bei denen der Trigger für die Schübe unklar ist.

Bei sehr kleinen Kindern, die besonders allergiegefährdet sind, weil mindestens ein Elternteil bereits an Allergien leidet, kann er bei Allergieverdacht hilfreich sein. Dies schon allein deshalb, weil man dem Kind nur sehr wenig Blut abnehmen muss, um den Test durchzuführen.

Sehr gut kann man Multiplexing auch bei Patienten einsetzen, die ein ausgesprochen hohes Gesamt-IgE haben. Patienten mit sehr hohen Immunglobulinspiegeln reagieren in den klassischen Allergietests oft unspezifisch. Mit der molekularen Allergiediagnostik lassen sich die konkreten Allergieauslöser klar ermitteln.

Gleiches gilt für Patienten mit typischen Allergiesymptomen, bei denen die klassischen Allergietests negativ ausfallen. In diesen Fällen hat man keinerlei Anhaltspunkte, wonach man suchen soll. Mit einem Macroarray lässt sich eindeutig feststellen, ob eine allergische Reaktion für die Beschwerden verantwortlich ist.

Was kostet die molekulare Allergiediagnostik, wenn der Patient die Kosten selbst übernimmt?

Die Kosten für einen Multiplex-Test betragen derzeit bis zu 350,- €. Viele Patienten tragen diese Kosten lieber selbst, als sich monatelang immer neuen klassischen Allergietests zu unterziehen. Außerdem lassen sich viele Allergenkomponenten auf einmal bestimmen. Man sieht sehr präzise, welche Allergenquelle für den Patienten relevant ist und auf welche kreuzreaktiven bzw. Risiko-Allergene er sensibilisiert ist. Abgebildet werden eine breite Auswahl an wichtigen Inhalations- Nahrungsmittel- und Insekten- Allergenkomponenten. Die Auswertung kann je nach Laborkapazität nach wenigen Stunden bereits vorliegen. Die Patienten sollten sich dafür allerdings an spezialisierte Allergiezentren wenden, die solche Tests in sehr großer Zahl durchführen. Man benötigt schon eine gewisse Erfahrung, um die Testergebnisse richtig zu beurteilen. Außerdem erfolgt die Bearbeitung schneller, je höher das Testvolumen ist. Gerade bei komplexeren Fällen ist man deshalb als Patient bei einem Allergiezentrum sehr gut aufgehoben.


 

 
 
 
 
 
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